Der Weltschachbund FIDE steht mit seinem russischen Präsidenten Arkady Dvorkovich unter besonderer Beobachtung der internationalen Schachgemeinschaft. Wegen seiner - zumindest früheren - Nähe zur Putin-Nomenklatur kamen schon Forderungen nach Rücktritt auf (Artikel hier). Eine außerordentliche Sitzung des FIDE-Rates kam jedoch zu einer eindeutigen Stellungnahme, die hier in deutscher Übersetzung (original hier) wiedergegeben wird:

"Die FIDE bringt ihre große Besorgnis über die von Russland begonnene Militäraktion in der Ukraine zum Ausdruck. Die FIDE steht geschlossen gegen Kriege und verurteilt jeden Einsatz militärischer Mittel zur Lösung politischer Konflikte. Die FIDE wird alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit der Schachspieler und anderer Mitglieder der Schachgemeinschaft zu gewährleisten. In Russland und Weißrussland werden keine offiziellen FIDE-Schachwettbewerbe und -Veranstaltungen stattfinden."

Nach der Aufforderung des IOC beschließt der FIDE-Rat, dass bei allen FIDE-bewerteten internationalen Schachveranstaltungen weder die russische und weißrussische Nationalflagge gezeigt noch die Hymne gespielt wird. Stattdessen soll die Flagge des nationalen Schachverbands oder das offizielle Symbol/Logo verwendet werden. Ein vereinfachtes Verfahren für das Spielen unter der FIDE-Flagge würde dort angewandt, wo es für die Spieler oder andere Schachfunktionäre angesichts der aktuellen geopolitischen Lage von entscheidender Bedeutung ist.
Um die FIDE vor Reputations-, Finanz- und anderen möglichen Risiken zu schützen, kündigt die FIDE alle bestehenden Sponsoringverträge mit belarussischen und russischen sanktionierten und/oder staatlich kontrollierten Unternehmen und wird keine neuen Sponsoringverträge mit solchen Unternehmen abschließen.
Der FIDE-Rat verurteilt alle öffentlichen Äußerungen von Mitgliedern der Schachgemeinschaft, die ungerechtfertigte Militäraktionen unterstützen, und bringt den Fall der Schachgroßmeister Sergej Karjakin und Sergej Schipow vor die Ethik- und Disziplinarkommission. (...)

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Aktualisierung vom 2. März 2022:

Nach Erhalt der Stellungnahme von Herrn Rivello, dem Vorsitzenden der FIDE-Verfassungskommission, beschließt der FIDE-Rat, den Titel des FIDE-Botschafters auf Lebenszeit für Anatoly Karpov auszusetzen und bittet die Generalversammlung, eine Entscheidung in dieser Angelegenheit zu treffen. Der FIDE-Rat beschließt außerdem, dass die sanktionierten Personen keine Ehren- oder offiziellen Ämter in der FIDE bekleiden dürfen und nicht zu offiziellen FIDE-Veranstaltungen eingeladen werden. Beide Beschlüsse wurden mit der Mehrheit der Stimmen gefasst.

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