Am ersten Septembersonntag eröffneten unsere Zweite in der Bezirksliga und in einem vorgezogenen Spiel die Dritte in der Bezirksklasse die neue Mannschaftsmeisterschaftssaison für den FS 98. Parallel dazu trug der SC Hansa in einem weiteren Heimspiel eine Begegnung der Regionalliga aus, sodass das Westfalen-Kolleg gut belegt war. Kurios am Rande:

Ein Regionalligaspieler der Gastmannschaft hatte sich zunächst in das Lünener Team - unser Gegner in der Bezirksliga - verirrt und sich schon am dritten Brett eingerichtet, bevor es gelang, ihm den rechten Weg zu weisen. Es ist nicht bekannt, ob sich die Orientierungsschwierigkeiten in seiner Partie fortsetzten ... Schließlich hatten sich aber alle Spieler richtig sortiert und ich konnte pünktlich den Kampf freigeben. Mit Ausnahme von Jürgen Büdel, der beruflich bedingt absagen musste, konnte die Zweite in Stammformation antreten, ergänzt durch Klaus Collisy am achten Brett. Der legte auch gewohnt schwungvoll mit den weißen Steinen spielend seine Leib-und-Magen-Variante aufs Brett und hatte sich ausgangs der Eröffnung einen komfortablen Zeitvorsprung und eine solide Stellung erspielt. Er war denn auch einer der Ersten, die einen vollen Punkt einstreichen durften, gefolgt von Abdullah Alghawi, dessen Gegner - allerdings schon in schlechterer Stellung - einen Turm einstellte: Ein vermeintlich gefesselter Springer entpuppte sich als quicklebendig, sodass Abdullahs zwischenzeitlich hängende Dame per Familienschach hätte zurückgegabelt werden können. Mit diesem 2-Punkte-Vorsprung im Rücken konnte Gerd Meyer am Spitzenbrett ruhigen Gewissens das wiederholte Remisangebot seines Gegenübers nun annehmen, zumal in keiner der noch laufenden Partien ernsthafte Gefahr für unsere Spieler drohte. So hatte sich Karl-Heinz Vöpel z.B. mit seinen beiden schwarzen Türmen auf der zweiten Reihe des Gegners ein klare Gewinnstellung erarbeitet, und Reiner Schlägers permanentes Druckspiel provozierte ein letztlich fruchtloses Läuferopfer, worauf die gegnerische Stellung relativ rasch auseinanderfiel. In meiner eigenen Partie war schon in der Eröffnung ein eher unkonventionelles Stellungsbild entstanden, aus dem heraus ich jedoch nach Festlegung des Damenflügels einen schönen Angriff auf die weiße Rochadestellung fahren konnte. In dramatischer Zeitnot fand Weiß nicht die beste Verteidigung und streckte zwei Züge vor dem Matt die Waffen, womit dann auch der Mannschaftskampf entschieden war. Doch das Lünener Leiden war noch nicht vorüber: Udo Rauschenbusch - vor Saisonbeginn ablösefrei aus der dritten Mannschaft zu uns gewechselt - führte sich mit seinem Partiegewinn gleich gut in die Bezirksliga ein, profitierte allerdings in zunächst verlorener Stellung von einem kapitalen Bock* seines Gegners. Der ließ die Partie damit ins Remis entgleiten, ein weiterer Fehler im "Leichtfiguren plus Bauern"-Endspiel brachte dann aber den vollen Punkt zu Udos Gunsten. Überhaupt: Vertrackte Bauernendspiele! Christian Vogt musste kämpfen, um nicht mit leeren Händen dazustehen, hatte er doch im 60. Zug mit einem Freibauern ein Feld vor der Umwandlung eine Stellung erreicht, in der Kollege Computer in der Nachbetrachtung ein Matt in 28 Zügen ankündigt. Aber irgendwo auf den Weg dahin hatte sich Christian verrechnet ... Plötzlich war ein Damenendspiel auf dem Brett, wo es schon gegnerische Mithilfe brauchte, um den letzten Vogt'schen Freibauern dann doch noch gewinnbringend verwenden zu können! Unser Punktekonto war damit auf 6,5 angewachsen und es lief ja immer noch eine Partie: Mit einem Mehrbauern sah Karl-Heinz wie der sichere Sieger aus, durch eine Unachtsamkeit ging jedoch der Bauer flöten und das restliche Material reichte dann nicht mehr zum Gewinn. Endstand also 7:1 für uns, verdient aber vielleicht etwas zu hoch gewonnen.

Über den parallel stattgefundenen Kampf der dritten Mannschaft gegen SC Hansa IV hat Udo Rauschenbusch nach Partieeingabe folgenden Bericht verfasst:

In der zweiten Begegnung und gleichzeitig zweitem Heimspiel des Tages traf unsere Dritte in der Bezirksklasse auf die Vierte von Hansa. Zu Beginn bereits einen Punkt hinten liegend, weil das Brett von Christoph Rzoczek leer blieb, konnten sich die Mitstreiter von Rudi Dieckmann, die im Vorjahr noch als die Vierte des FS 98 unterwegs gewesen waren, nach und nach den einen und auch anderen Punkt ergattern: Lothar Völler trennte sich von seinem Gegner mit einem Remis, Mannschaftsneuzugang Andreas Pillat konnte im Sizilianer den gegnerischen König in der Brettmitte mit Springer und Dame mattsetzen, Dieter Gerke und Helmut Pauli gewannen ihre Bauern- bzw. Leichtfigurenendspiele. Otto Winkler hatte das Pech, dass nach einem Figurentausch die Dame der Gegnerin mit Schach und leicht zu übersehendem Doppelangriff auf einen ungedeckten Springer einen nicht kompensierbaren Figurengewinn und damit den Partiegewinn erzielen konnte. Beim Stande von 3,5 zu 2,5 für uns fehlte nur noch ein Punkt zum Mannschaftssieg. Rudi Dieckmann konnte mit Springer und Läufer gegen Turm eine Stellung behaupten, in der letztlich keine Seite die andere mehr zu bezwingen vermochte. Stand nunmehr 4 zu 3. In der letzten noch laufenden Partie konnte Werner Nettbohl sich in einem Dame-Springer-Bauernendspiel aus einer schlechten Position wieder in günstigeres Fahrwasser herausarbeiten. Sein Gegner übersah um den 40. Zug herum die Möglichkeit zu einem gewinnbringenden Eindringen auf dem Königsflügel über die schwachen schwarzen Felder, im 53. Zug ließ er die Chance zum Dauerschach verstreichen - wohl weil er für ein 4:4 gewinnen "mußte" - und gab schließlich mit einem Minusspringer auf. Endstand 5 zu 3 für die Dritte, die nun in Runde 2 am 30.09. auswärts auf Ewaldi Aplerbeck 1 trifft. Eine Woche zuvor, also bereits am 23.09., muss die Zweite wieder ran, wenn es in Lütgendortmund gegen Marten-Bövinghausen geht.

* Noch eine Anmerkung zur Formulierung "nach einem kapitalen Bock* seines Gegners" über meine eigene Partie in Michaels obigem, im übrigen sehr packenden und anschaulichen Spielbericht (habe mir erlaubt, nachträglich ein Sternchen in seinem Text hinter das Wort Bock einzufügen, um diese Anmerkung anzukündigen): Einem kapitalen Bock eines Gegners geht denknotwendig ein ebensolcher des Gegenübers voraus, jedenfalls wenn eine "zunächst verlorene Stellung" dies nur in einem sehr kurzen Zeitfenster und vorher lange Zeit innerhalb der Remisbreite gewesen war. Zur Gewinnauslassung des Gegners: Schaun´s, a bissel diffizil woar´s schoa, würde der Österreicher sagen, mit einem schablonenhaften Bauernvorstoß jedenfalls kommt Schwarz nicht weiter. Leserinnen und Leser haben nun die Gelegenheit, selbst die Stelle in der Partie zu finden und sich eine eigene Meinung zu bilden, ob sie am Brett - ohne PC-Hilfe - wohl den Gewinnweg für Schwarz gefunden hätten - und wie kapital der Bock denn nun wirklich war. (U.R., 4.9.18)

Rauschenbusch Giesa


Da nicht alle Homepage-BesucherInnen in den Genuss der Partienlieferungen gelangen hier zur Illustration ein Diagramm der fraglichen Stellung: 

Alle Einzelergebnisse, Termine und Tabellenstände gibt's wie üblich hier (Bezirksliga) und hier (Bezirksklasse) im Ergebnisportal des Schachbundes NRW.

 

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