Geschrieben von: Michael Schulz-Runge

Auch am 2. Advent hieß es für zwei unserer Mannschaften wieder "ran ans Brett" statt heimelig bei Kerzenschein Plätzchen und Glühwein zu verkosten. Immerhin wurde der sportliche Einsatz der zweiten und dritten Mannschaft jeweils mit einem 5:3-Erfolg belohnt, was in beiden Spielklassen die Überwinterung in den oberen Tabellensphären bedeutet.

In der Bezirksliga hatten wir die nominell von der Spielstärke her sehr homogen besetzte zweite Mannschaft des DSV im Westfalenkolleg zu Gast. Obwohl wir mit sieben Stammspielern und "finnischer Verstärkung" durch Ralf Erkelenz am achten Brett antreten konnten, erwartete ich einen harten Kampf mit durchaus offenen Ausgang. So passierte zunächst auch recht wenig, allerdings kam Gerd Meyer am Spitzenbrett schon früh positionell in Vorteil, als ihm die Öffnung der gegnerischen Rochadestellung gelang. In meiner Partie am zweiten Brett spielten beide Seiten mit hohem Risiko: Während ich einen in der Englischen Eröffnung oft verfolgten Plan wählte - Ta1-b1, dann mit dem b-Bauern nach vorne - und mich demnach auf dem Damenflügel tummelte, trieb Schwarz seine Königsflügelbauern voran. Die spannende Frage war, wer wohl die stärkeren Drohungen aufbieten konnte. Nebenan am Brett von Rainer Schläger wogte derweil der Kampf hin und her, Rainer konnte einige gegnerische Bauern einsammeln und dann vorteilhaft seine Dame gegen zwei Türme eintauschen. Doch galt es, den Bewegungsdrang der weißen Dame einzudämmen und den eigenen König sicher zu stellen. In Karl-Heinz Vöpels Partie war nach 20 Zügen bereits ein Großteil der Figuren abgetauscht. Zwar hatte sich Karl-Heinz einen gedeckten Freibauern verschafft, Schwarz hatte jedoch seinen Läufer schon seit 10 Zügen auf c6 als "Riesenbauer" geparkt und bewegte ihn auch den Rest der Partie nicht mehr. Da war einfach kein Durchkommen, latente Mattdrohungen durch Schwerfigurenkonzentration in der f-Linie erschwerten zusätzlich raumgreifende Operationen. Dennoch lehnte Karl-Heinz zunächst ein gegnerisches Remis-Angebot ab. Schlechter sah es zu diesem Zeitpunkt dagegen am Brett von Udo Rauschenbusch aus, der nicht erfreut war, seinem Gegner zum dritten Mal mit den schwarzen Steinen begegnen zu müssen. In einem klassischen Königsinder griff Udo in ausgeglichener Stellung zu drastischen Mitteln - "Selbstmord aus Angst vor dem positionellen Tod" wie Udo in der Nachbetrachtung meint - und verwaltete danach nurmehr eine Stellungsruine, die im 33. Zug aufgabereif war. Zuvor hatte uns aber Ralf Erkelenz mit 1:0 in Führung gebracht, nachdem sich sein Gegner bereits frühzeitig positionell mit seinen Figuren verknotet hatte. Jürgen Büdel verbuchte über weite Strecken seiner Partie permanent leichten Vorteil, verpasste aber den Moment für einen Bauerndurchbruch im Zentrum und geriet dadurch anschließend selbst unter Druck. Ein Qualitätsopfer brachte keine wirkliche Linderung, die Partie wurde aber überraschend durch einen gegnerischen Figureneinsteller entschieden. Rainer hatte derweil seine beiden Türme aktivieren können und war dem weißen König auf die Pelle gerückt, Weiß sah sich zu einem Abtausch der verbliebenen Schwerfiguren genötigt, das Bauernendspiel war jedoch für Rainer glatt gewonnen. Und nachdem Karl-Heinz seine Gewinnbemühungen eingestellt und selbst das Remis angeboten hatte - was auch angenommen wurde - lagen wir also plötzlich mit 3,5 Punkten vorne und knapp vor einem Mannschaftssieg. Ich selbst konnte dazu leider keinen Punkt beisteuern, denn die Belagerung meines Königs stellte sich doch als schlagkräftiger als meine eigenen Operationen entlang der a-Linie heraus. In Zeitnot unterlief mir dann noch ein Fingerfehler, der umgehend zum Matt führte.
Da hatte es Christian Vogt mit seiner Partie besser gemacht und sich grundsolide leichten Endspielvorteil erarbeitet. Christian ging auf Nummer sicher und bot mit der Wiederholung von Königszügen ein Remis an, in das auch eingewilligt wurde. Die Entscheidung fiel somit am ersten Brett, und sie fiel auch zu unseren Gunsten, da Gerds Gegner nach 64 Zügen die Partie aufgab.
Mit insgesamt neun Mannschaftspunkten und dem momentan zweiten Tabellenplatz sollten wir damit in der Bezirksliga nichts mehr mit dem Thema "Abstieg" zu tun haben und können dem Restprogramm in 2019 entspannt entgegensehen!